Der Hälfte der Deutschen droht Altersarmut

21. Juni 2017

Ruhestand Altersarmut Rente

Aktuelle Berechnungen der Gewerkschaft Verdi zeigen, dass ein Großteil der Deutschen zu wenig verdient, um später eine ausreichende Rente zu erhalten. Von der Politik fordert Verdi daher, sich an Österreich zu orientieren.

Laut Analysen, die das Eduard-Pestel-Institut für Systemforschung auf Grundlage des Mikrozensus 2015 im Auftrag von Verdi durchgeführt hat, kommen 44 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf ein Bruttoeinkommen von weniger als € 2.500 pro Monat.

In Thüringen ist diese Gruppe besonders groß, denn dort kommen 62,1% der Menschen nicht über dieses Einkommen. In Baden-Württemberg sind es immerhin 37,8 %. Addiert man die Zahlen der rund 5,14 Millionen Minijobber, kommen sogar etwa 50% aller Beschäftigten auf weniger als € 2.500 brutto.

Die Zahlen zeigen, dass die Gefahr für einen Großteil der Bevölkerung, im Alter in die Armut zu rutschen, groß ist. Denn bei einem für 2030 erwarteten Rentenniveau von 43% (heute sind es: 48,2 %), würden weite Teile der unteren Verdienstgruppen bei der Rente auf oder nahe an das Grundsicherungsniveau kommen, rechnet Verdi vor; und das selbst nach 45 Beitragsjahren. Für diejenigen, die auf weniger als 45 Beitragsjahre kommen, sieht die Lage dann sogar noch bedrohlicher aus.

„Diese Rentenerwartungen sind armutsgefährdend für weite Teile der Bevölkerung, auch der Mittelschichten. Diejenigen, die nur auf 40 oder gar 30 Beitragsjahre kommen, und das sind wegen der Erziehungszeiten vor allem Frauen, rutschen definitiv auf Hartz-IV-Niveau“, warnt Verdi-Vorsitzender Frank Bsirske, der die Zahlen am vergangenen Freitag in Berlin vorstellte.

Damit hob Bsirske besonders die schwierige Lage für Frauen hervor. So kommen nach den aktuellen Zahlen 62% der Frauen im Westen und 68% im Osten auf ein Jahreseinkommen von unter € 27.500. „Da droht millionenfache Altersarmut, wenn es keinen Kurswechsel in der Rentenpolitik gibt“, warnte der Verdi-Vorsitzende.

Österreich macht’s besser?

Starke Kritik gab es von Bsirske an der Politik: Statt der Teilprivatisierung der Rente hätte Deutschland sich lieber ein Beispiel an Österreich nehmen sollen: „Statt die Bevölkerung zum Riestern aufzufordern, hat die österreichische Politik die gesetzliche Rente ausgebaut“, so Bsirske. Heute sei dort die gesetzliche Rente um € 500 höher als in Deutschland.

Auch im kommenden Wahlkampf wird das Thema Rente eine Rolle spielen. Jüngst präsentierte der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sein Rentenkonzept, was eine Stabilisierung des Rentenniveaus bis 2030 bei 46 % vorsieht. Ebenso setzen sich Die Grünen und Die Linke für eine Stabilisierung des Rentenniveaus ein. In der CDU scheint momentan allerdings noch Uneinigkeit darüber zu herrschen, wie konkret sich die Partei zum Thema Rente positionieren will. Im Juli wollen die Christdemokraten ihr finales Wahlprogramm präsentieren.

Verdi hingegen spricht sich für eine Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 % aus. Schrittweise solle dieses dann auf 50% erhöht werden. Dies sei nur durch Verbesserungen bei den Löhnen zu erreichen, machte Bsirske deutlich: „Langfristig führen nur auskömmliche Löhne zu auskömmlichen Renten.“

Bildnachweis: © Fotolia | bilderstoeckchen

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